Olaf Kühl:  Was hältst du von den Vorwürfen gegen Wałęsa, er hätte mit den Geheimdiensten kooperiert? Das ist doch nicht bewiesen.

Paweł Huelle: Erstens das. Es ist nicht bewiesen. Aber selbst wenn er etwas unterschrieben haben sollte, vielleicht hat er, dann geht es nur um das Jahr 1970. Als Wałęsa Anführer des Streiks von 1970 war, bei diesem Massaker gegen die Arbeiter. Die wurden damals alle festgenommen, wurden geprügelt, gefoltert, sie wurden eingeschüchtert. Und jetzt frage ich: Wie soll sich der Vertreter eines Arbeiterkomitees verhalten, der festgenommen wurde, im Jahre 1970. Damals hatte noch niemand irgendwelche Instruktionen, wie er... Wir sind heute alle so klug, wir wussten unter dem Kriegsrecht, wie wir uns verhalten sollten. Wir wussten: Wenn sie uns verhaften: Antworte nicht auf Fragen, selbst wenn sie dich schlagen. Frage den Untersuchungsrichter, in welcher Eigenschaft du verhaftet bist: Als Beschuldigter, als Zeuge, usw. 1970 wusste das niemand. Und jeder, der damals von den Sicherheitsdiensten verhörte wurde, musste am Ende, wenn er ging, etwas unterschreiben. Dass er niemandem davon erzählen würde usw. So wie bei der Gestapo.

Paweł Huelle

Olaf Kühl: Also ging es nur darum?

Paweł Huelle: Ich glaube, ja. Aber natürlich sieht der politische Kampf heute so aus, dass die Kaczyńskis – und sie stecken dahinter – Wałęsa als Kollaboranten zu diskreditieren versuchen. Das ist absurd. Wie soll das gehen? Jemand, der den Sturz des Kommunismus herbeigeführt hat, soll Agent der Kommunisten gewesen sein? Absurd.

Den vollständigen Text des Interviews mit Paweł Huelle lesen Sie in dem Magazin  Magazin P+  (vormals Polenplus) Heft 1/2009, S. 38 - 41 (erhältlich im guten Bahnhofsbuchhandel. Direktbestellung und Abo auf www.polenplus.eu)

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