Mit dem Kopf gegen die Kremlmauer (Głową o mur Kremla)
von Krystyna Kurczab-Redlich
Warschau: W.A.B. 2007

Zucker aus dem Kreml
© Similitudo

Auszugsweise Übersetzung von Olaf Kühl
(Teile davon erschienen udT. „Zucker aus dem Kreml“ in Lettre International Heft 1/2008).

Maschadow hatte Angst. Er fürchtete, Bruderblut zu vergießen.

Er wusste, dass viele russische Generäle nur auf eine Gelegenheit warteten, seine Gegner zu unterstützen und sich der Opposition anzuschließen. So wie bei Dudajew. Um einen neuen Krieg anzufangen. So wie man es schon 1994 einmal versucht hatte.

Maschadow hat nicht versucht, Bassajew und seine Anhänger umzubringen. Das wird ihm als Schwäche ausgelegt. Es gilt als seine Hauptschuld. Doch er rechnete damit, dass die Kräfte der Wahhabiten schwinden würden. Und dass sich in Moskau vernünftige Leute finden würden, die ihm bei der Bekämpfung des Entführungs-Unwesens helfen würden. Sie fanden sich. Zu Gesprächen in die Hauptstadt des Imperiums fuhr sein Bevollmächtigter und alter Waffengefährte Turpal Ali Atgerijew, damals Sicherheitsminister in der Regierung von Itschkerien. Er fuhr mehrfach. Einmal gelang es ihm sogar, telefonisch mit dem damaligen FSB-Chef Wladimir Putin zu sprechen: er wies ihn damals warnend auf die Vorbereitungen der Wahhabiten und einiger tschetschenischer Führer zu einer gezielten Aggression gegen Dagestan hin.

Als er das nächste Mal nach Moskau kam, wurde er auf dem Flughafen Wnukowo verhaftet. Im Kameralicht, unter großem Aufsehen. Moskau gab Maschadow eine klare Antwort: gegen die Entführungen werden wir nichts unternehmen, und was die Wahhabiten und Dagestan angeht – haben wir unsere eigenen Pläne... Atgerijew wurde freigelassen. Er bemühte sich jedoch weiterhin um tschetschenisch-russische Gespräche: Maschadow brauchte Unterstützung, Tschetschenien brauchte Frieden. Bei einem weiteren Versuch um Kontaktaufnahme mit dem Kreml stützte er sich auf die Führer der tschetschenischen Diaspora in Moskau.

Ende Oktober 2000. Atgerijew fährt zu einem Treffen mit Vertretern der russischen Regierung. Nicht weit, nach Machatschkala, der Hauptstadt von Dagestan. Soeben hat er aus Moskau die Zusicherung erhalten, dass die Gäste ein Angebot des amtierenden Präsidenten Wladimir Putin an Aslan Maschadow mitbringen werden. Der ernsthafte und prinzipienfeste Turpal Ali freut sich. Das tschetschenische Fernsehen zeigt eine Seltenheit: sein Lächeln.

Am Tag darauf fällt er bis an die Zähne bewaffneten Soldaten des FSB in die Hände. Er wird verhaftet. Das russische Fernsehen spricht mit großem Getöse von einem schwierigen Sondereinsatz. Er wird nach Moskau in das FSB-Gefängnis Lefortowo gebracht.

Ende 2001 verurteilt das Oberste Gericht von Dagestan Turpal Ali Atgerijew zu fünfzehn Jahren verschärfter Lagerhaft.

Ein halbes Jahr später stirbt er im Zentralgefängnis von Jekaterinburg im Alter von dreiunddreißig Jahren. Die offizielle Diagnose: Leukämie. An der er nie zuvor gelitten hatte...

Im Jahre 2001 erzählte mir Malik Sajdullajew, ein in Moskau residierender tschetschenischer Politiker und Geschäftsmann, mehr über die Verbindungen Moskau – Grozny:

„Nach der Befreiung meines Bruders, der entführt worden war, genoss ich in Tschetschenien große Popularität. Das ganze Volk hätte im Kampf gegen die Banden von Schamil Bassajew, Arbi Barajew oder der Brüder Achmadow hinter mir gestanden. Sie vor allem waren es, die Menschen entführten. Ich bat in Moskau um ein Treffen auf höchster Ebene, um meinen Vorschlag zu unterbreiten. Das war im Juli 1999.

Die Residenz des großen Geschäftsmanns und Medienbesitzers Boris Beresowskij. Ein langer, weißer Tisch. Mir gegenüber die Delegation des Kreml – sechs Personen. Ich sage: ‚Ich kann mit den Wahhabiten, den Entführern fertig werden. Ich brauche weder euer Geld, noch eure Waffen, nur die Garantie, dass ihr mich nicht als Banditen bezeichnet.’ Darauf Beresowskij: ‚Bassajew und Udugow [der Pressesprecher der Wahhabiten] sind unsere Freunde. Wir haben mit ihnen diverse Vereinbarungen. Zum Beispiel, dass kein einziges Papier von Maschadow ohne mein Wissen an den Präsidenten von Russland gelangt. Diese Vereinbarung wird eingehalten. Und jeder, der gegen Bassajew loszieht, wird erledigt. Ist das klar?’“

Abstoßend banal, diese Wiederholung der Geschichte.
Dudajew und seine verzweifelten Versuche einer Verständigung mit dem Kreml, um einen Krieg zu verhindern.
Maschadow und seine verzweifelten Versuche einer Verständigung mit dem Kreml, um einen Krieg zu verhindern.

Und wie in einem schlechten Theaterstück muss am Ende das Gewehr losgehen, das schon im ersten Akt an der Wand hängt: So wie am Ende auch Bassajew den tödlichen Knall verursacht: den zweiten Tschetschenischen Krieg.

Am 8. August 1999 drangen Einheiten von ihm und seinem engsten Gefährten, Oberst Al-Chattab, in das benachbarte Dagestan ein. Nach Bassajews Darstellung drangen sie nicht ein, sondern kamen dagestanischen Wahhabiten aus den Einheiten Bagaudtin Magomedows zu Hilfe, die von feindseligen Einheimischen umzingelt waren. An Ort und Stelle bekamen es die Tschetschenen nicht nur mit den örtlichen Bewohnern, sondern auch mit längst in Stellung gegangenen russischen Einheiten zu tun. Es sieht so aus, als wäre Bassajew in eine Falle gegangen. Fraglich ist jedoch, ob er blindlings gehandelt hat, ohne den Hintergrund des SOS-Rufs aus Dagestan zu prüfen.

Die Kriegsmaschinerie wird in Gang gesetzt, Bomber steigen auf, Raketen werden abgeschossen und Panzer, Panzerfahrzeuge und der ganze todbringende Rest wird losgeschickt. Und da Bassajew und Chattab sich mit ihren Einheiten nach Tschetschenien zurückziehen (ohne dass sie von russischen Patrouillen aufgehalten oder von den über ihnen kreisenden Hubschraubern bombardiert würden), rücken die russischen Streitkräfte ihnen nach.

Der  zweite Tschetschenische Krieg hat begonnen.

Der Klarheit halber sei daran erinnert, dass Bassajew und Chattab in der Gegend von Botlich und Chassawjurt über die Grenze nach Dagestan gingen. Sie marschierten in die Dörfer Karamachi und Tschabanmachi ein, die selben Dörfer, die drei Monate zuvor der soeben ernannte Premierminister Sergej Stepaschin bei seiner ersten Reise besucht hatte. Ich erinnere mich an die allgemeine Verblüffung: Was hat es mit diesen Orten auf sich, dass der neue Premier seine erste Reise gerade dorthin unternimmt? Noch größer war das Erstaunen, als der Premier den beiden wahhabitischen Regionen die Autonomie unter der Bedingung zusichert, dass sie sich auf die Aktivitäten der religiösen Gemeinde beschränken. Das heißt - Nichteinmischung in die Politik.

Man sollte nicht darauf wetten, dass der Herr Premierminister damals wirklich glaubte, die Führer der Wahhabiten würden sich in dieser angespannten Phase tatsächlich aus der Politik heraushalten.

Der Klarheit halber sei auch erwähnt, dass der Führer der dagestanischen Wahhabiten, Bagaudtin Magomedow, derselbe ist, der noch vor kurzem ein Vermögen mit der Entführung von Menschen gemacht hat, und dem dies durch die Hilfe eines Geschäftspartners gelang, eines gewissen Kasimagomed Magomedow, Pseudonym Kasimagomed Gimrinski, seit Jahren Agent des FSB.

Und erwähnenswert ist auch, dass seit dem Frühling 1999 jeder Händler auf dem Basar in Grosny wusste, das „etwas im Schwange war“, weil an der Grenze zu Dagestan mehrere Hundert dagestanischer Wahhabiten in Stellung gegangen waren. Nur die russischen Geheimdienste wollen irgendwie nichts davon erfahren haben.

Der genannte Premier Sergej Stepaschin sagt einige Monate später der „Nezavisimaja Gazeta“ (vermutlich aus Verbitterung darüber, dass er seinen Posten für Wladimir Putin räumen musste), dass die Pläne einer Invasion in Tschetschenien schon im März 1999 vorlagen, fünf Monate vor Bassajews Überfall auf Dagestan, und mit Wissen des damaligen FSB-Chefs – Putin. Der Plan sah den Angriff im August oder im September vor. Und dieser Angriff erfolgte.

Wie faul wir sind! Wie leicht wir Stereotypen, Vereinfachungen, Lügen akzeptieren, solange sie in bisherigen Vorstellungen passen, solange wir nicht zu sehr nachdenken müssen! Und wie ärgerlich, wenn solche Stereotypen und Fälschungen richtig gestellt werden! Wenn man sein Urteil ändern muss... Das kostet so viel Energie! Es kostet Zeit... Im Grunde wollen wir ja die Wahrheit wissen, vorausgesetzt nur, sie ist nicht zu kompliziert.

Im Grunde ist das normal – Weiß soll Weiß, und Schwarz soll Schwarz sein. Nach den Angriffen auf das WTC am 11. September 2001 hörte ich oft: „Die Russen sind vielleicht nicht ganz im Recht, aber die Tschetschenen sind Moslems, islamische Fundamentalisten, Terroristen und basta!“

Wo, von welcher Tribüne aus, sollte dieses der Stimme beraubte Volk schreien, dass das nicht wahr ist? Wie und wo sollte es der Welt das komplizierte Geflecht der russisch-tschetschenischen Beziehungen erklären? Wie zum Beispiel soll es beweisen, dass die ganze militärische Provokation ein abgekartetes Spiel des Kreml war? Unter der euphemistischen Bezeichnung „Kreml“ sind die „Geheimdienste“ zu verstehen, also [vor allem] der FSB – der Föderale Sicherheitsdienst. Und unter „FSB“ – der Chef. Dann gibt es keine Missverständlichkeiten mehr. Vom 24. Juli 1998 bis 9. August 1999 (also bis zu dem Tag, an dem der zweite Tschetschenische Krieg begann) hieß der Chef des FSB Wladimir Putin. Er war zugleich Sekretär des russischen Sicherheitsrates, später Vizepremier, dann Premier und schließlich – Präsident.

Der erwähnte Politiker und Geschäftsmann Malik Sajdullajew, Tschetschene, sagte im Jahre 2001:

„Es gibt eine Videocassette, die damals im tschetschenischen Fernsehen gezeigt wurde, auf der das Parlament von Itschkerien Bassajew vorwirft, er habe für den Überfall auf Dagestan zwei Millionen Dollar Schmiergeld erhalten. Bassajew antwortet darauf: ‚Ich habe kein Schmiergeld bekommen, sondern ein Geschenk von einem Freund.’“

Beresowskij tat alles, um Putin zu helfen. Offensichtlich rechnete er damit, dass er unter dem Kremlherrn Putin den starken Einfluss behalten würde, den er unter Jelzin hatte.

Dieser Magnat pflegte die Freundschaft mit Putin schon zu Zeiten, als dieser als Vertreter des Petersburger Oberbürgermeisters Anatolij Sobtschak für die Finanzen der Stadt zuständig war und Beresowskij bei seinen Geschäften half. In den neunziger Jahren konnte man sie gemeinsam beim Skilaufen in der Schweiz sehen. Beresowskij war es, der – auf Bitten Jelzins – den in Biarritz Urlaub machenden Putin fragte, ob er Premierminister der Russischen Föderation werden wolle.

Beresowskij war einer der Initiatoren der Aktion „Nachfolger“, das heißt: Putin for President. Für diese Position hatte Putin eine Handvoll Vertrauter Jelzins auserkoren. Beresowskij gehörte dazu. Er trug maßgeblich zu der Gründung einer neuen Partei („Medwedjew“ / Bär genannt) bei, die Putin unterstützte. Er mobilisierte alle Kräfte des damals ihm gehörenden Fernsehsenders ORT, um das Phänomen namens Wladimir Wladimirowitsch Putin zu propagieren und seine Konkurrenten um den Kremlthron zu bekämpfen.

Heute, zum Exil in London gezwungen, bereut Boris Beresowskij das alles sicherlich sehr.

In dem ersten, schon erwähnten Prozess in Stawropol wurden fünf Bürger von Karatschai-Tscherkessien zu langjährigen Haftstrafen verurteilt. Weder die Ermittlungsdetails noch die Urteilsbegründung sind zu erfahren, weil das Verfahren, wie gesagt, hinter geschlossenen Türen stattfand, die Dokumente für geheim erklärt und die Gerichtsmitarbeiter und Milizbeamten zu absoluter Geheimhaltung verpflichtet wurden. Der Hauptangeklagte war Atschimjetz Gotschijajew. Die Untersuchung wurde damals nicht abgeschlossen, weil den Schuldigen, so die Staatsanwaltschaft, die Flucht gelang. Sie wurden zur Fahndung ausgeschrieben. Auf den Steckbriefen figurieren sie als in tschetschenischen Speziallagern ausgebildete Terroristen.

Am 24. April 2002 fiel Sergej Juschenkow vom öffentlichen Untersuchungsausschuss eine Videocassette in die Hände, aufgenommen von Atschimjetz Gotschijajew, der sich bis heute versteckt hält. Der 1970 geborene Karatschaie ging schon als Sechzehnjähriger zur Oberschule in Moskau, wo er – mit Ausnahme von zwei Jahren nach dem Wehrdienst – ständig gewohnt, 1996 geheiratet und sein Geschäft betrieben hat. Hier Auszüge aus seiner Aussage:

„1997 gründete ich eine Firma für den Bau von Sommerhäusern und Handel. Die Firma hieß Kapstroj 2000 [...] Im Juni 1999 kam ein Mann in meine Firma, den ich noch aus der Schulzeit sehr gut kannte. Er schlug mir die Zusammenarbeit vor und sagte, er habe große Möglichkeiten für den Verkauf von Lebensmitteln. Er bestellte bei mir eine Lieferung Mineralwasser und zahlte pünktlich. Dann sagte er, er suche Läden im südwestlichen Teil Moskaus, wo – wie er behauptete – seine Verkaufsstellen lägen. Ich half ihm bei der Anmietung von Räumen in der Gurianowa-, der Kaschyrowskoje, Borisowskie Prudy und in Kapotna. Am 9. September hielt ich mich bei Bekannten auf. Dort rief mich um fünf Uhr morgens dieser Mann an und sagte, in einem Lager in der Gurianowa-Straße sei ein kleiner Brand, ich solle sofort dorthin fahren. Bevor ich das Haus verließ, schaltete ich den Fernseher an. Als ich sah, was in Wirklichkeit passiert war, beschloss ich, gar erst nicht zu fahren.

Am 13. September, als das Haus in der Kaschyrskoje Chaussee in die Luft flog, begriff ich endgültig, in was für eine Sache man mich hineingezogen hatte. Ich rief die Miliz, die Feuerwehr und den Rettungsdienst unter der Nummer 911 an und informierte sie über die Lager in Borisowskie Prudy und Kapotna, so dass die Explosionen dort noch verhindert werden konnten. Es wurde verbreitet, ich hätte die Explosionen in den Häusern organisiert. Seit der Zeit muss ich mich verstecken. [...] Nach Analyse all dieser Ereignisse kam ich zu dem Schluss, dass dieser furchtbare Plan seit langem gründlich vorbereitet worden war. Es ist ein Wunder, dass ich entkommen konnte. Eine wichtige Rolle hat dabei gespielt, dass ich am 9. September bei Bekannten und nicht zu Hause war. Ich bin so gut wie überzeugt, dass der Mann, mit dem ich zusammengearbeitet habe (seine Personalangaben werde ich später nennen), ein FSB-Agent ist.

Als die Beamten des Innenministeriums in Karatschajewsk – auf Anfrage aus Moskau – meine Papiere vorbereiteten, trugen sie ein [...], dass ich in Tschetschenien geboren wäre, wo ich niemals auch nur gewohnt habe. Von meinem Bruder Boris Gotschijajew, der in der Regionalabteilung der Miliz arbeitet, weiß ich, dass es den Befehl gibt, mich nicht lebendig zu fassen. Was meine Schwester angeht, weiß ich, dass sie verhört worden ist. Erst hat man ihr Geld geboten, dann hat man ihr Angst eingejagt und sie bedroht und geschlagen und verlangt, sie solle öffentlich erklären, dass ich diese Anschläge vorbereitet hätte. Als sie sich weigerte, wurde ihr Ehemann Taukan Franzusow verhaftet, dem man gleichfalls Beteiligung an den Anschlägen vorwarf. Er wurde zu dreizehneinhalb Jahren Strafkolonie verurteilt.“

Wo Atschimjetz Gotschijajew sich heute aufhält, weiß man nicht. Da die Leute, die das Video aufgenommen haben und sich mit den Empfänger in Kontakt setzten, für die Informationen Geld verlangten, kann man davon ausgehen, dass er von ihnen entführt worden ist. Für die bisher publik gewordenen Informationen (ohne den Namen des Hauptverdächtigen) ist kein Geld gezahlt worden.

Am 15. Juli 2002 überstellte die georgische Staatsanwaltschaft (wohl unter dem Druck der russischen Bombenangriffe im Pankis-Tal) einige tschetschenische Kämpfer sowie Adam Diekkuschew, ebenfalls der Vorbereitung der Anschläge auf die Häuser verdächtig, an die Russen. Verhört wurde letzterer in Lefortowo, dem Hauptgefängnis des FSB. Sechs Monate später, am 7. Dezember 2002, wurde – ebenfalls im Zusammenhang mit dieser Sache - Jusup Krymschamchalow ausgeliefert.

Am 26. Juli 2002 legte der FSB zusätzliche Beweismittel (Fotografien) vor, die die Verbindungen von Atschimjetz Gotschijajew zu dem „Terroristenführer“ Chattab belegen sollten.

Am 1. August 2002 wies der Londoner Experte Jeffrey John Ashley nach, dass der auf den Fotos sichtbare Mann überhaupt nichts mit Gotschijajew gemein hat.

Am 2. Dezember 2002 brachte die „Nowaja Gazeta“ ein Interview mit dem GRU[1]-Offizier Aleksej Galkin, der sich in tschetschenischer Gefangenschaft befand. Das Gespräch, das zwei Journalisten (ein englischer und ein türkischer) im November 1999 geführt haben, wurde mit einer Amateurkamera gefilmt. Hier Auszüge daraus:

„Wie sind Sie hier her gekommen?“
„Wir wurden am 3. Oktober bei dem Versuch festgenommen, Mosdok zu verlassen.“
„Was waren Ihre Aufgaben?“
„Nach Dagestan und Tschetschenien kamen wir, um Terroranschläge zu verüben.“
“Gegen wen sollten sich diese Anschläge richten?“

„Die Sprengstoffanschläge sollten gegen die Zivilbevölkerung gerichtet sein.“
„Wer hat Sie geschickt?“
„Geschickt wurden wir vom Chef der GRU der Streitkräfte der Russischen Föderation, General Korabelnikow, und dem Leiter der 14. Abteilung der GRU, Generalmajor Kostetschko.“
„Haben Sie persönlich oder Ihre Abteilung etwas mit der Sprengung der Häuser in Moskau zu tun?“
“Wir haben mit den Explosionen in Moskau nichts zu tun, denn unsere Abteilung befand sich zu dieser Zeit in Dagestan. Unsere Abteilung, bestehend aus zwölf Mann, hat den Sprengstoffanschlag auf das Haus in Bujnaksk durchgeführt.“


Aleksej Galkin gelang die Flucht aus der Gefangenschaft in Tschetschenien. Das russische Fernsehen zeigte ein Gespräch mit ihm, in dem er seine Aussage dezidiert widerrief und behauptet, er sei unter Folter zu dem Interview gezwungen worden.

Am 14. Dezember 2002 erschien in einem Internet-Portal ein Brief von Jusup Krymschamchalow und – dem in gleicher Sache beschuldigten - Timur Batschajew, in dem diese auf die Urheber der Anschläge auf die Häuser im September 1999 hinwiesen. Die Verfasser des Briefes bekennen sich dazu, dass sie den tschetschenischen Unabhängigkeitskampf unterstützt haben, was ihre Anwerbung erleichtert habe.

„Heute wissen wir, dass man uns ausgenutzt hat. Wir waren überzeugt, dass das Material, zu dessen Beschaffung und Transport man uns überredete, zu Anschlägen auf militärische Lager oder Objekte benutzt werden sollte. In den letzten drei Jahren haben wir Beweise dafür gesammelt, wer uns angeleitet hat. Heute können wir eindeutig sagen, dass dies der FSB-Chef Nikolaj Patruschew war. Die direkte Aufsicht über die Aktion hatte Herman Ugriumow. Von den Verantwortlichen auf niederer Ebene kannten wir nur zwei: einen Oberstleutnant (Tatar) mit dem Pseudonym Abubakar und einen Oberst (Russe) mit dem Pseudonym Abdulgraf, wohinter sich Max Lasowski, langjähriger Mitarbeiter russischer Geheimdienste, verbarg.“

Auch wenn dieser Brief viele Fragen offen lässt, einiges ist sicher: Max Lasowski wurde unweit seiner Villa in einem Moskauer Luxusviertel Anfang Dezember 2000 erschossen. Nicht viel später beendete Major Herman Ugriumow sein Leben ganz plötzlich in seinem Kabinett am Flughafen in Grozny, nach dem ein Mann, der sich als Spezialkurier vorgestellt hatte, diesen Raum verlassen hatte.

Am 17. März 2003 wurde das aktivste Mitglied des öffentlichen Untersuchungsausschusses zu den Sprengstoffanschlägen auf die Häuser im September 1999, der Duma-Abgeordnete Sergej Juschenkow, ermordet.

Am 20. März 2003 ersuchte Alona Morozova, Juschenkows Mitarbeiterin in diesem Ausschuss, Tochter einer in der Gurianowa-Straße umgekommenen Frau (die Schwester von Tatjana) in den Vereinigten Staaten um Asyl.

Am 3. Juli 2003 stirbt ein weiteres Mitglied des Untersuchungsausschusses, Jurij Schtschekotschichin, an Vergiftung (vermutlich durch radioaktives Thallium).

Am 31. Oktober 2003 beginnt die Gerichtsverhandlung gegen Adam Diekkusch und Jusup Krymschamchalow. Beide Angeklagten bekommen lebenslänglich. Gegen sie wird auch eine Geldstrafe in Höhe von 2,8 Mio Rubel (etwa 90.000 Dollar) verhängt, als Wiedergutmachung für den moralischen Schaden von vierzehn Geschädigten, die die Behörden auf Schadenersatz verklagt haben, weil diese die Explosion der Häuser nicht verhindert hätten. Diese Pflicht erlegen die Behörden – mit der ihnen eigenen Logik – den Verurteilten auf.

Und was sagen die westlichen Demokratien dazu, allen voran ihre Perle, die Vereinigten Staaten? Der amerikanische Präsident stellte dem russischen Präsidenten keine überflüssigen Fragen. Und die freien Medien in dem freien Land hatten ein feines Gespür für die Grenzen, die die Freiheit nicht überschreiten sollte. Am 4. April 2004 wurde Andrej Nekrassows Film Nedoverije aus dem Programm des Filmfestivals in Chicago genommen. Die Veranstalter, Ray Priwett und Christopher Kamyschew, informierten den Filmemacher zwei Tage vorher und beriefen sich auf „Schwierigkeiten und fehlendes gegenseitiges Einvernehmen“. Anstelle dieses Films wurde ein anderer gezeigt, den die russische Delegation mitbrachte.

In Chicago hatte man wohl noch nichts davon gehört, dass am 26. Februar 2004 das Amt für Demokratie, Menschenrechte und Arbeit beim State Departement in seinem Bericht über die Situation in Russland festgestellt hatte, dass „die Möglichkeit besteht, dass der FSB an der Sprengung der Häuser im September 1999 beteiligt war“, dies insbesondere im Kontext der Verhaftung von Trepaschkin, der Ermordung von Juschenkow und dem geheimnisvollen Tod von Schtschekotschichin. George Bushs Verhalten gegenüber Putin zeugte nicht davon, dass er dieses wichtige Dokumente einer wichtigen Behörde seiner Regierung zur Kenntnis genommen hätte.

2002 gingen noch über 40 Prozent der Russen davon aus, dass der FSB und nicht die Tschetschenen die Häuser gesprengt hatten. Heute wagt es niemand mehr, die Frage auch nur anzurühren. Die Regierung hat ihr Ziel erreicht. Viele Russen sehen einen gemeinsamen Feind nicht nur in den Tschetschenen, sondern auch in anderen Kaukasiern. Sie werden aus den Städten vertrieben, von den Märkten verjagt (in Moskau), und fallen Pogromen zum Opfer (in Kondopoga und Stawropol). Und der anfangs so verbreitete Argwohn gegen die eigenen Machthaber gerät in Vergessenheit. Von Gedächtnisschwund befallen, wissen die Menschen nicht einmal, wie krank sie sind. Sie leben, lachen, bewegen und vermehren sich. Nur ist das Gras, über das sie schreiten – auch wenn es grünt – ein Aschenfeld. Eine Brandruine. Friedhof des Gewissens. Wüste.

*

Die Provokation von Dagestan und die Kriegshandlungen im Kaukasus zeigten in Zentralrussland jedoch nicht die gewünschte, starke Wirkung und gaben Putin keine Gelegenheit zu brillieren. Um seine Position zu stärken, bedurfte es einer noch härteren Aktion. Eines Schocks für die ganze Nation.

Und es kommt zu einem Wendepunkt in der Geschichte Russlands. Etwas Schreckliches geschieht. So schrecklich, dass Präsidenten und Premierminister, Journalisten und Politiker es bis heute nicht zur Kenntnis nehmen. Sie verdrängen es, stoßen es in den Abgrund des Vergessens, belügen sich selbst. Sollte es denn möglich sein, die Ermordung unschuldiger Bürger ganz bewusst zu planen? Normaler Menschen, die ruhig in ihren eigenen Betten schlafen? Der eigenen Landsleute? Unmöglich. Niemand wird das glauben. Das ist zu schrecklich, um wahr zu sein. Nein, nein, zeigt uns keine Beweise! Wozu? Wie lebt man mit so einer Wahrheit? Was fängt man in der Politik damit an?

So eine Wahrheit darf nicht wahr sein, selbst wenn sie es ist.

Im September 1999 beginnen in Russland, Wohnhäuser in die Luft zu fliegen. In Bujnaksk (Dagestan), dann – zweimal – in Moskau, anschließend in Wolgodonsk (Bezirk Rostow am Don). Auch ein Haus in Rjazan sollte noch einstürzen, doch diese Provokation wurde von den Bewohnern vereitelt.

Ich hatte mehr als einmal Anlass, darüber zu schreiben und zu sprechen. Und jedes Mal erstarrte ich wie Beton. Nicht nur vor Entsetzen darüber, was dort passiert ist, sondern auch, weil es bis heute andauert: die Leute, die sich den größten Horror der letzten Jahrzehnte ausgedacht haben, stehen nach wie vor an der Spitze einer Weltmacht. Und niemand der Großen wagt es auch nur, ihnen ein paar sachliche Fragen zu diesem Thema zu stellen.

Die Kleineren aber, die allzu hartnäckig an der Aufklärung dieses Verbrechens arbeiteten, wie Sergej Juschenkow, Jurij Schtschekotschichin, Anna Politkowskaja und Alexander Litwinenko – sind ermordet worden, oder – wie Otto Lacis – schwer geprügelt (was seinen Tod beschleunigt hat), oder aber sie wurden – wie der Anwalt Michail Trepaschkin, der in dieser Sache ermittelte – in ein Lager gebracht, wo er dahinsiechte. So sieht in der Mitte 2007 die (unvollständige) Bilanz der Ermittlungen über die Wahrheit der Terrorakte im September 1999 in Russland aus. Dabei war der Sachverhalt doch längst bekannt. Ich habe schon 2002 darüber geschrieben.

Jenen September wird Russland lange nicht vergessen. Einen Tag nach dem anderen flogen Häuser in die Luft. Dreihundert Särge füllten sich schnell. Viele Menschen blieben für immer irgendwo unter den Trümmern. Schwer Verkrüppelte kämpften in den Krankenhäusern um ihr Leben.

Wer hat diese Häuser in die Luft gesprengt? Wer hat die Menschen dort ermordet? Die einen sagen, es waren die Tschetschenen. Die anderen – die russischen Geheimdienste.

Die tschetschenische Version der Anschläge sollte durch Gerichtsprozesse erhärtet werden. Doch der Berg gebar eine Maus: im Juni 2001 wurde das Gerichtsverfahren nach Stawropol in eine Strafkolonie hinter Stacheldraht verlegt, wo nicht nur den Journalisten, sondern auch den Angehörigen der Angeklagten der Zutritt verwehrt blieb. Die Angeklagten widerriefen ihre Aussagen aus dem Ermittlungsverfahren und behaupteten, diese seien unter Folter erpresst worden. Die Anwälte legten reihenweise Beweise vor. Das sollten weder die Angehörigen noch die Medien zu hören bekommen. Die Kamerateams durften einige Minuten vom Anfang und Ende des Prozesses filmen. Den fünf Angeklagten konnte die direkte Beteiligung an der Sprengung der Häuser nicht nachgewiesen werden. Tschetschenen waren nicht darunter.

Auf der zweiten Version beharrt eine recht große Gruppe von Journalisten und Politikern, ein paar französische Filmemacher, die einen Film zu dem Thema gedreht haben, und ein Abtrünniger des FSB, der Emigrant Alexander Litwinenko, der seine eigenen Ermittlungen durchführte; außerdem ein weiterer Deserteur des FSB, der spätere Anwalt Michail Trepaschkin, der mit ihnen kooperierende Historiker und Emigrant Jurij Felschtinskij sowie – ebenfalls im Exil – Boris Beresowskij.

Am 4. September erschüttert eine Detonation ein fünfstöckiges Haus in der Stadt Bujnaksk. Resultat: 62 Tote. Am Morgen des 9. September fliegt ein Haus an der Gurianowa-Straße in Moskau in die Luft: 94 Tote, 164 Schwerverletzte. Am 13. September, ebenfalls in Moskau, auch am Morgen, wiederholt sich der Albtraum an der Kaschyrskoje-Chaussee in Moskau. 119 Menschen kommen ums Leben. Drei Tage später fanden im Süden Russlands, in Wolgodonsk, 17 Menschen unter den einstürzenden Mauern ihres Hauses den Tod.

„Hexogen“ wird zum häufigsten Wort im Äther und in der Presse. Spuren dieses Sprengstoffs wurden in den Überresten der Säcke gefunden, die in den Kellern der ausgewählten Wohngebäude abgelegt worden waren.

Russland steht unter Schock. Zivile und Uniformierte durchsuchen Dachböden und Keller. An den Häusern tun Wachleute Dienst. Autos werden kontrolliert, besonders solche, die in die Stadt hineinfahren. Obwohl sich niemand zu den Terrorakten bekannt hat und niemand festgenommen worden ist, zeigen die Geheimdienste auf die Schuldigen: die Tschetschenen.

Am 22. September geschieht in Rjazan etwas, das bis zum heutigen Tage das bestgehütete Geheimnis des Kreml geblieben ist. Um einundzwanzig Uhr zehn bemerkt ein Busfahrer, der zu seinem Haus in der Nowosielowa-Straße zurück kehrt, zwei Männer und eine Frau, die Säcke aus einem Auto in den Keller tragen. Er bemerkt auch, dass die Rjazaner Nummernschilder aus Papier sind und nur aufgeklebt wurden. Die alarmierte Miliz trifft die geheimnisvollen Personen nicht mehr an, findet aber im Keller drei Säcke mit Hexogen und einem darin angebrachten Zeitzünder, der auf fünf Uhr dreißig eingestellt ist.

Das Gebäude ähnelt den bereits zuvor gesprengten. Es ist von normalen Menschen bewohnt, liegt weit entfernt von den Nobelvierteln, ist mehrstöckig (zwölf Etagen) und besitzt einen Treppenaufgang. Im Parterre befindet sich – so wie in den anderen Häusern – ein Ladengeschäft (hier: ein 24 Stunden geöffneter Lebensmittelladen), so dass die Auffüllung des Lagers (das Hereintragen von Säcken) keinen Verdacht erwecken sollte. Die Säcke wurden (wie in den anderen Fällen) an den Fundamenten des Gebäudes abgelegt, damit dieses bei der Detonation sofort in sich zusammenfällt.

Dass sich in den Säcken Hexogen befindet, und der Zünder – wenn auch unfachmännisch hergestellt – echt ist, bestätigt sowohl der Pionier, der den Zünder entschärft, als auch der Leiter der Zweigstelle Rjazan des FSB, Alexander Sergejew. 1200 Milizianten, Soldaten und Funktionäre des FSB von Rjazan, ausgestattet mit Phantombildern der Männer und der Frau, gehen auf die Jagd.

Am 23. September erklärt Wladimir Putin auf einem diplomatischen Empfang: „Ich glaube nicht, dass das ein Fehlschlag war. Wenn diese Säcke mit Sprengstoff entdeckt wurden, so spricht das immerhin dafür, dass die Bevölkerung korrekt auf die Ereignisse im Land reagiert.“

Am 24. September bemerkt eine Telefonistin der Ortsvermittlung in Rjazan, dass jemand die Nummer der Hauptverwaltung des FSB in Moskau anruft. Aus dem Gebäude an der Lubjanka kommt die Frage, ob alle drei zusammen seien. Die Antwort aus Rjazan lautet, nein, die Frau fahre getrennt. Es dauerte mehrere Minuten zu ermitteln, woher der Anruf kam. Eine Antiterror-Einheit der Miliz von Rjazan eilt zum vermutlichen Aufenthaltsort der Attentäter. Gleich sollten sie festgenommen werden. Sie sollten, aber...

Eine halbe Stunde vorher, auf einer Beratung über die Bekämpfung der organisierten Kriminalität, erklärt Innenminister Wladimir Ruschajlo, dass die Tätigkeit der Miliz Fortschritte mache, denn „in Rjazan ist ein terroristischer Anschlag verhindert worden“. Keine zwanzig Minuten später jedoch stellt FSB-Chef Nikolaj Patruschew in dem selben Gebäude und auf der selben Konferenz fest, dass von Terror keine Rede sein kann: „Es geht hier nicht um einen Anschlag, hier wurde keine Explosion verhindert, denn in Rjazan wurde eine Übung abgehalten und dort war Zucker.“ Diese Erklärung kommt zu dem Zeitpunkt, als die Rjazaner Milizianten sich der Wohnung mit den vermeintlichen Terroristen nähern. Stop! Es war kein Terroranschlag, niemand braucht verhaftet zu werden.

Diese Tatsachen würden besagen, dass in einem Land, in dem gerade vier Wohnhäuser, eins nach dem anderen, in die Luft gesprengt worden sind, Übungen abgehalten werden, die die Wiederholung einer solchen Situation simulieren sollen, und zwar ohne dass die örtliche Miliz und die Bevölkerung informiert wurden (ein Verstoß gegen das Gesetz über den Zivilschutz), ja sogar ohne, dass der Innenminister Wladimir Ruschajlo darüber informiert worden wäre. (Einige Monate später wird ein Vertreter des FSB im Fernsehen den Befehl für diese Übungen vorzeigen, unterzeichnet von eben diesem Minister und von FSB-Chef Patruschew). Von Übungen spricht nicht einmal Alexander Zdanowitsch, der Pressesprecher des FSB, der die ganze Zeit in Nachrichtensendungen und anderen Programmen aufgetreten ist.

Bis heute hat niemand die folgenden Fragen beantwortet: Warum brauchte es ganze zwei Tage bis zu der Erklärung, dass es sich um Übungen gehandelt habe? Warum wurden die Ergebnisse des Sachverständigengutachtens über die in den Säcken befindliche Ladung, die eindeutig auf Hexogen hinweisen, von Rjazan nach Moskau gebracht und sind dort seither nicht mehr aufzufinden? Warum mussten die Säcke – wenn Zucker in ihnen war – überhaupt von Experten untersucht werden? Warum sind sie – wenn doch Zucker in ihnen war – auf dem militärischen Übungsplatz in Rjazan gesprengt worden? Warum behauptet der Pressesprecher des FSB, die Säcke hätten keinen richtigen Zünder, sondern gewöhnliche Batterien aus dem Laden enthalten, wenn sowohl Anwohner, als auch der Pionier der Miliz, als auch der Leiter des FSB in Rjazan einen authentischen Zünder gesehen haben? Warum wurden keine Dokumente zu den geplanten Übungen vorgelegt, und warum gelten die Ermittlungen in dieser Sache als strenges Staatsgeheimnis? Warum schließlich hat Patruschew – FSB-Chef und enger Freund Putins – den Premierminister in einer derart angespannten Situation im Land nicht über die Absicht informiert, Übungen durchzuführen?

Die Rjazaner Zweigstelle des FSB veröffentlicht die Erklärung: „Die Information über die überregionalen Übungen war für uns eine Überraschung, und sie kam in dem Moment, als unsere Kräfte den Aufenthaltsort der Personen, die für die Deponierung der Sprengladungen verantwortlich waren, ausfindig gemacht hatten.“

Die Klage der Bewohner des Hauses in der Nowosielowa-Straße gegen den FSB wegen widerrechtlicher Durchführung von Übungen mit ihrer Beteiligung wurde von der Staatsanwaltschaft nicht angenommen.

Nach der misslungenen Operation in Rjazan wurden in Russland keine weiteren Häuser mehr gesprengt.

Im März 2000 führt der unabhängige Fernsehsender NTV eine eigene Untersuchung in der Sache Rjazan durch.

Im August 2001 veröffentlicht die oppositionelle Wochenzeitschrift „Novaja Gazeta“ eine 22-seitige Sonderbeilage über den Terror in Russland. Autoren sind FSB-Oberstleutnant Alexander Litwinenko, der sich in England aufhält, und der in den USA wohnende Historiker Jurij Felschtinskij (der noch als ausländischer Staatsangehöriger zum Mitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften ernannt wurde). Der Bericht handelt von allen Terroranschlägen (einschließlich derer in Tschetschenien), an denen die Beteiligung des FSB dokumentiert ist. Einer eingehenden Analyse wird die Sache in Rjazan unterzogen.

Im März 2002 findet in London die Premiere des französischen Dokumentarfilms Pokuschenije na Rossiju (Anschlag auf Russland) des Regisseurs Jean-Charles Denieux statt, eine journalistische Untersuchung des Terroranschlags in Rjazan.

In der Folge davon hört der Fernsehsender NTV – in seiner regierungsunabhängigen Form – auf zu existieren. Ursachen dafür gab es viele, aber die Liquidierung wurde eingeleitet, nachdem der Sender das Programm über die Ereignisse in Rjazan gebracht hatte.

Die „Novaja Gazeta“ bekommt Schwierigkeiten. Maskierte Personen in Tarnanzügen stürmen die Redaktion und zerstören die fertig gesetzte Ausgabe der Zeitung im Computer. Dem Chefredakteur wird mit dem Entzug des Reisepasses gedroht, die Redaktion wird verwanzt...

Drei französische Filmemacher werden in Rjazan auf eine Polizeistation gebracht. Man warnt sie, dass ihnen „etwas Schlimmes zustoßen könnte“, wenn sie nicht sofort abreisen. Der sie begleitende Journalist Pawel Woloschyn von der „Novaja Gazeta“ wird von der Moskauer Miliz verhört und über die ihn erwartenden ernsthaften Schwierigkeiten belehrt, sollte er sich weiter mit der Sache befassen.

Alexander Bodanow, einem Reporter aus Rjazan, der dem Filmteam geholfen hat, werden einige Gramm Heroin untergeschoben. Man droht ihm mit einem Strafverfahren, wenn er den Kontakt mit den Franzosen nicht einstellt.

Wiktor Lozinskij aus Rjazan, der den Journalisten von der „Novaja Gazeta“ geholfen hat, bekommt ein „so unwiderstehliches Angebot“, dass er in die USA auswandert.

Es sieht so aus, als wären einige Probleme schon gelöst.

Zum Beispiel das Problem mit der Frau aus der Gurianowa-Straße in Moskau. Herzkrank, verlässt sie wegen Atemnot das Haus. Auf der Straße sieht sie um halb fünf Uhr morgens einen Nachbarn aus dem Haus kommen, das eine halbe Stunde später in die Luft fliegen sollte. Der Nachbar war nüchtern. Er sagte, er gehe Wodka kaufen. Einige Tage später trifft die Frau diesen Mann in anderer Kleidung, als in jener Nacht. „Wie ist das möglich?“ fragt sie. „Wann hast du es geschafft, deine Sachen rauszutragen? Der Mantel, den du an hast, sollte eigentlich unter den Trümmern des Hauses liegen.“ Drei Tage später wurde sie gefunden. Mit einer Axt erschlagen.

Gelöst ist auch das Problem mit dem Soldaten Piniajew, der im November 1999 auf die Idee kam, sich einen Löffel Zucker aus einem Sack in dem Magazin abzuzweigen, das er zu bewachen hatte. Es war ein Lager in Rjazan. Was sich Piniajew in den Tee streute, war... Hexogen. Seine Vorgesetzten, denen er davon Meldung erstattete und die das nach oben weiterleiteten, wurden in den Tschetschenienkrieg geschickt. Den Journalisten erklärte man, es gebe keinen Piniajew in dieser Einheit. Gegen ihn selbst leitete der FSB ein Sonderverfahren wegen „Verrats von Staatsgeheimnissen“ ein. Aber was für ein Geheimnis soll das gewesen sein, wenn ihm offiziell der Diebstahl einer Tüte Zucker vorgeworfen wurde? Und obwohl es ihn offiziell gar „nicht gab“, wurde er zu einem Widerruf gezwungen. Danach verlor sich jede Spur von ihm.

Viele Probleme bleiben aber noch zu lösen.

Zum Beispiel das mit der Hausverwalterin in der Gurianowa-Straße, die die Explosion überlebt hat und behauptet, am Abend vor der Detonation seien Funktionäre des FSB bei ihr gewesen und hätten die Liste der Bewohner überprüft. Wie sich herausstellte, um die eigenen Leute zu warnen – zum Beispiel den Mann, der dann in der Nacht Wodka kaufen ging.

Oder das Problem mit der Publikation in der englischen Zeitung „The Independent“ aus dem Januar 2000, in der von Videoaufnahmen der Aussagen eines in tschetschenischem Gewahrsam befindlichen FSB-Funktionärs namens Atschimjetz Gotschijajew die Rede ist, der zu wissen behauptet, wer den Befehl zur Sprengung der Häuser in Moskau gegeben habe.

Vor allem aber das Problem mit dem Präsidenten der Staatsduma, Gennadij Seleznjow, dem die Pläne zur Sprengung des Hauses in Wolgodonsk schon drei Tage vorher bekannt waren und der nichts unternahm, um sie zu verhindern. Laut Stenogramm der Sitzung vom 17. September 1999 im Biulleten Nr. 281 war es so: Am 13. September 1999, also an dem Tag, an dem das zweite Haus in Moskau (an der Kaschyrskoje-Chaussee) explodierte, reichte jemand Seleznjow während der Sitzung der Duma eine Notiz, die er unverzüglich verlas: „Und hier noch eine weitere Information: Nach Mitteilung aus Rostow am Don ist heute nacht in Wolgodonsk ein Wohnhaus gesprengt worden.“

Die Abgeordneten, noch ganz unter dem Eindruck der Tragödie in Moskau, befassten sich nicht weiter mit dieser Sache. Völlig verblüfft waren sie erst drei Tage später, als nachts das Haus in Wolgodonsk in die Luft flog. War es so, dass vorher vorbereitete Informationen vertauscht worden waren und jemand statt der richtigen über die Kaschyrskoje-Chaussee versehentlich die über Wolgodonsk hereingereicht hatte? Oder war das mit Absicht geschehen? Der Duma-Präsident sollte die Fragen von Sergej Juschenkow beantworten, wer ihm diese Notiz gereicht hat und ob Seleznjow den FSB oder die Staatsanwaltschaft davon benachrichtigt hat. Seleznjow aber schweigt.

Die Bewohner der Häuser in der Gurianowa-Straße und der Kaschyrskoje-Chaussee haben keine Personen „kaukasischen Aussehens“ in der Umgebung gesehen. „Damals waren sie noch bereit zu sprechen,“ sagte Juschenkow, Führer der Oppositionspartei Liberales Russland, der eigene Ermittlungen in der Sache der im Herbst 1999 gesprengten Häuser in Russland durchführte. Die Partei Liberales Russland war es, die in London die Premiere des Films Pokuschenije na Rossiju organisierte, und Sergej Juschenkow und ein zweiter Vorsitzender, der bekannte Menschenrechtler Julij Rybakow, brachten als erste einige Videocassetten des Films nach Russland (bei Rybakow wurden auf dem Flughafen in Petersburg sämtliche Cassetten beschlagnahmt).

Das Grauen nahm zu. Wäre das Haus in Rjazan in die Luft geflogen, so wäre eine allgemeine Hysterie ausgebrochen. Seit der ersten Explosion waren zwanzig Tage vergangen, seit der zweiten – fünfzehn, seit der dritten – elf, und seit der vierten – acht Tage. Es hatte sich so ergeben, dass für den 24.  September 1999 in Moskau eine große „Antiterror“-Sitzung aller Minister der „Machtressorts“ angesetzt war. Und am selben Tag verlasen russische Politiker die schon vorbereiteten Reden, in denen ein Krieg gegen Tschetschenien gefordert wurde. Am selben Tag, bei einem Besuch im fernen Kasachstan, hielt Wladimir Putin die berühmt gewordene Rede, die den Krieg einleitete: „Die Antwort auf die barbarischen Taten sind die Bomber, die jetzt in diesem Augenblick nach Grozny fliegen [...]. Wir werden die Terroristen überall verfolgen und sie noch auf dem Klo zerquetschen!“.

Dieses geflügelte Wort lässt seine Umfragewerte als Präsidentenkandidat rapide ansteigen. Die Menschen glauben, dass nur die Söldner von Bassajew und Chattab zu solchen schrecklichen Taten fähig seien. Und sie wollen eine harte Hand, die mit ihnen abrechnet.

Die Regierung von Tschetschenien bestreitet eine Beteiligung an den Anschlägen auf die Häuser. Sogar der Sprecher des FSB erklärt, das es keine Tschetschenen unter den Terroristen gebe, gleichwohl „verstecken sie sich mit Sicherheit in Tschetschenien“. Das ist alles, was es mit der ganzen „tschetschenischen Spur“ in der Tragödie von Bujnaksk, Moskau, Wolgodonsk und – beinahe auch noch – Rjazan auf sich hat. Was hätten die Tschetschenen, auf die ohnehin seit Monaten ein Bombenhagel niederging, von diesen Tragödien gehabt? Einen noch größeren Hass gegen sich zu entfachen? Und wie hätte man in einem von Krieg überzogenen, mit Soldaten und Kontrollposten gespickten Gebiet derartige Aktionen vorbereiten sollen?

Aslan Maschadow verlangt Gespräche. Niemand hört ihm zu. Aufgabe der Geheimdienste ist es, Russland in einem kurzen, siegreichen Krieg hineinzuziehen. Die Präsidentenwahlen im Frühling sollen vor dem Hintergrund einer großen, gewonnenen Schlacht stattfinden, die die Machtressorts im besten Licht zeigt. Nur die Armee kann dem FSB und dem mit ihm verbundenen Präsidentschaftskandidaten zur Macht verhelfen.

Seit der Premiere des Films in London hat sich keiner der großen russischen Fernsehsender mehr dazu entschließen können, ihn zu zeigen. Die Versuche der Regionalsender sind alle gescheitert: die Vorführung in Nowosibirsk wurde auf Weisung des Bevollmächtigten von Präsident Putin für den Nördlichen Bezirk abgesagt. Außerhalb des Fernsehens sieht es nicht viel besser aus: In Sewerodwinsk verbietet die örtliche Kulturverwaltung die Vorführung. In der Stadt, die am meisten interessiert ist, in Rjazan, sahen sechzig Personen den Film in einem kleinen Raum unter geradezu konspirativen Bedingungen. Der stellvertretende Chefredakteur der „Nezavisimaja Gazeta“, der einen Bericht über die Londoner Premiere schrieb, wurde von der Staatsanwaltschaft vorgeladen und mit einem Strafverfahren bedroht.

Es kann gesundheitsgefährdend sein, eine Vorführung des Filmes zu organisieren: Alexander Kostarjew aus Perm wurde in seinem eigenen Treppenhaus mit Eisenstangen verprügelt. Igor Joffe in Petersburg wurde mit einem Stahlrohr traktiert. Der Raum, in dem die Vorführung stattfand, wurde demoliert. Die Scheiben wurden eingeschlagen, das Mobiliar zerstört...

Zu der Vorführung von Pokuschenije na Rossiju im Sacharow-Zentrum in Moskau kamen hauptsächlich die Journalisten der wenigen Zeitungen, die ihre Unabhängigkeit noch zu wahren suchen, und einige Auslandskorrespondenten.

Der Antrag von Abgeordneten der demokratischen Partei Jabloko im März 2000, die Duma solle eine Untersuchung der Sache in Rjazan einleiten, wurde mit großer Stimmenmehrheit abgelehnt. Im Laufe der Jahre änderte sich die Meinung geringfügig, denn ein gleicher Antrag (diesmal von der Partei Liberales Russland) im Frühjahr 2002 fand schon viel mehr Anhänger. Aber nicht genug, um den Antrag durchzubringen.

Juschenkow bleibt hartnäckig. Auf seine Initiative entsteht ein öffentlicher Ermittlungsausschuss zu den Explosionen vom September 1999. Dem Ausschuss gehören bekannte Anwälte, Politiker und Journalisten an. Geleitet wird er von Sergej Kowaljow.

„Man traut sich gar nicht zu denken, dass Vertreter der Regierung etwas mit der Sprengung der Häuser zu tun haben könnten,“ sagt er. „Schon der Begriff Regierung verbietet eine solche Möglichkeit. Umso mehr sollte ihr an einer unabhängigen Untersuchung dieses Falls gelegen sein. Deshalb wundert hier die Passivität, auch des Parlaments, also der Duma.“

„Wir wissen nicht, wer die Häuser in die Luft gesprengt hat,“ fährt Kowaljow fort. „Wir wissen, wem das genutzt hat. Dem Wahlstab von Wladimir Putin. Die Frage ‚Cui bono?’ ist aber kein Grundsatz der Rechtsprechung. Sie ist ein Ermittlungsgrundsatz. Schließlich wird nicht jeder Angeklagte vor Gericht auch schuldig gesprochen. Wir führen eine Ermittlung. Aber ob es je zu einer Gerichtsverhandlung kommt? Bislang kann ich nicht behaupten, dass die Regierung irgend etwas damit zu tun hat, aber ich kann es auch nicht verneinen. Doch liegt mir der Gedanke fern, wir könnten eine überzeugend stichhaltige Untersuchung durchführen. Es ist wenig wahrscheinlich, dass wir die Organisatoren ausfindig machen können.“

„Aber warum sollte man sie gerade jetzt finden?“ wundert sich Grigorij Jawlinskij, Chef der Partei Jabloko. „Wer hat vor Jahren die Journalisten Dima Cholodow, Wlada Listiew, Larisa Judina umgebracht? Wer hat Galina Starowojtowa umgebracht? Die Antwort steht aus. Diese Verbrechen sind ebenso wie die vom September 1999, egal wer ihr Urheber war, ein Resultat des Systems, das Jelzin eingeführt hat. Vergessen wir auch nicht, dass Jelzin es war, der am 23. September 1999 den Geheimbefehl gab, mit dem de facto die Kriegshandlungen in Tschetschenien begannen, und der Putin die Vollmacht zu ihrer Ausführung erteilte. Russlands Drama beruht auf der Kontinuität des Böses. Und der Westen lässt es geschehen.“

Einige Zeit nach den Explosionen saß ich mit der tschechischen Journalistin Petra Procházkova bei einem Glas Wein in ihrer gemütlichen Moskauer Wohnung. Petra war gerade aus Tschetschenien zurückgekommen. Als in Moskau die Häuser einstürzten, machte sie gerade ein Interview mit Chattab. Sie sah, was mit ihm vorging, als er im Fernsehen die Aufnahmen von dem Drama in Moskau sah. Er stand unter Schock. Er war entsetzt, blass, dann grau. „Das ist das Ende,“ sagte er, „das Ende, das Ende... Sie sind verrückt geworden.“ „Das war nicht gespielt,“ sagte Petra. „Das war die schiere Verzweiflung.“

Und dennoch zeigte das Fernsehen einige Zeit später ihn und Bassajew, wie sie sich dreist dazu bekennen, diese Terroranschläge begangen zu haben. Warum?

*

Moskau in jenen Septembertagen. Auf den Straßen Milizpatrouillen mit Hunden. An den Haustoren Anschläge mit den ganztägigen Wachdiensten der Bewohner. In der Metro macht die Miliz Jagd auf Leute, die nicht slawisch genug aussehen. Die Passanten werfen einander erschrockene Blicke zu. Angst. Panik. Hysterie. Das Wort „Tschetschene“ sirrt durch die Luft wie ein Geschoss.

„Hören Sie, das waren keine Tschetschenen, das waren die von uns. Irgend jemand dort oben hat das gebraucht,“ sagt die alte Frau, die am Metro-Eingang selbstgemachte Konfitüren verkauft.

Und Mawra Aleksandrowna, die vor meinem Haus leicht schwankend die Straße fegt, zuckt mit den Schultern:
„Was für Tschetschenen? Wie hätten die das wohl machen sollen? Säckeweise Hexogen aus Tschetschenien hierher transportieren, wie?“

„Red mir  nicht ein, dass das unsere Leute waren,“ empört sich Rosa. „Ausgeschlossen. Die sind zu allen möglichen Schandtaten fähig, aber nicht zu so etwas... Klar waren das Tschetschenen.“

„Aber warum?“ frage ich. „Was haben die davon?“

„Was weiß ich? Das sind Wilde. Moslems. Aus Rache.“

„Wofür?“

„Vielleicht für den ersten Krieg.“

Ich streite nicht mit Rosa. Auch mit anderen nicht. Ich beobachte, wie großartig das gemeinsame Feindbild die Gesellschaft verbindet. Wie sie sie zusammenschweißt. Rosa – dieselbe Rosa, die soviel gelitten hat, viele Jahre in der UdSSR verfolgt sowohl als Jüdin, als auch als „Feindin“, weil „Amerikanerin“ (sie hatte das Unglück, in den USA geboren zu sein), Rosa, die so gut wie wenige andere wusste, wozu der KGB fähig war, Rosa, aus einer Familie, deren Großvater und Urgroßvater schon Intellektuelle gewesen waren, sieht und hört nur das, was sie ruhig schlafen lässt. Ganz sicher glaubt sie nicht, dass Russen dies den Russen angetan haben könnten.

Und doch haben damals viele so gedacht wie ich, das Konfitüre verkaufende Mütterchen vor dem Metro-Eingang und Mawra Aleksandrowna, und sie haben auch so geschrieben. Die Zeitung „Wetschernjaja Moskwa“ stellt fest: „Hauptziel der Terroristen ist es, in der Gesellschaft eine bedrückende, lastende Atmosphäre zu schaffen. Damit ich, feige geworden, meinem Nachbarn aus dem Kaukasus, der nach dem Kindschal (Dolch) greift, eins in die Fresse gebe, und dann geht es los... Damit die Partei der Idioten sich aus dem Untergrund wagt und die Massenverhaftungen beginnen. Frag nicht, welche Partei das ist und wo dieser Untergrund ist.“

Im Laufe der Zeit wurden die Zweifel verdrängt. Nicht nur die Zweifel, auch die Menschen.

Sergej Juschenkow, stellvertretender Vorsitzender des öffentlichen Ausschusses zur Untersuchung der Häusersprengungen 1999 in Moskau, wusste viel. Seine Aktenstapel mit Beweismittel wuchsen.

Sergej Juschenkow.... Sogar seine Gegner hielten ihn für einen „offenen, naiven Jungen, der nicht korrumpierbar und unfähig zu Gemeinheiten war.“

Sergej Juschenkow... Im April 2003 wurde er vor dem Haus, in dem er wohnte, erschossen. Vor einem gewöhnlichen, heruntergekommenen Moskauer Wohnblock. Neben die Blutlache hatte jemand eine Handvoll Nelken geworfen.

Sergej Juschenkow fand immer Zeit für ein Gespräch. Es war nicht sein Stil, Journalisten nonchalant abzuwimmeln. Er legte nicht einfach auf, selbst wenn man ihn am Sonnabend Nachmittag auf seiner Datscha belästigte. Als ich mich bei einem dieser Gespräche über die Gleichgültigkeit der politischen Eliten der Welt angesichts der in Tschetschenien begangenen Verbrechen empörte, sagte er – wie immer ruhig: „Hat sich 1938 die Welt gegenüber Hitler anders verhalten? Hat sich das aufgeklärte Europa nicht mit Stalin an einen Tisch gesetzt? So oder so müssen wir tun, was wir für richtig halten.“

2002 nahm ich an einem Kongress des Liberalen Russland teil. Die Stimmung war nicht gerade ausgelassen: man diskutierte die Verprügelung eigener Funktionäre nach der Vorführung des Films Pokuschenije na Rossiju.

Wenig später bereitete ich für die Zeitschrift Polityka einen Artikel über die Explosionen im September vor. Juschenkow legte damals Fakten auf den Tisch, die niemand kannte. Bei einem dieser Gespräche fragte ich ihn nach der Zukunft der Opposition in Russland: „Da sehe ich schwarz,“ sagte er. „Die Wirtschaft ist zu eingeschüchtert, um die echte Opposition offen zu unterstützen. Die Angst ist zu groß.“ Wir verließen gerade das Haus des Journalisten am Nikitskij-Boulevard. „Und Sie, haben Sie keine Angst?“ fragte ich Juschenkow. „Ich? Ich bin kugelsicher,“ lachte er.

Alexander Litwinenko... Sascha. Im Juni 2003 schlenderten wir einen ganzen Tag lang durch den Londoner Hyde Park. (Es war nach dem Ersten Festival der Tschetschenien-Filme, bei dem auch mein Film gezeigt worden war). Vieles von dem, was Alexander damals sagte, findet sich auch in seinem Buch Die Verbrecher aus der Lubjanka wieder.

Im Dezember 2006 hielt ich eine kleine Cassette in den Fingern, aber es drängte mich nicht, Alexanders Stimme zu hören. Gerade war der Familie Litwienkos sein Leichnam nach der Obduktion übergeben worden, die feststellen sollte, womit genau er vergiftet worden war.

Ehrlich gesagt, war mir das egal.

Man hatte ihn ermordet, weil er Teil eines mörderischen Systems war. Ein Teil, der sich losgelöst hatte, um gegen dieses System zu arbeiten. Ein Teil, den man vernichten musste. Oder war er aus anderen Gründen ermordet worden? Doch jeder von ihnen hing – auf die eine oder andere Art – mit dem System zusammen: dem Kreml. Sicher werden wir nicht erfahren, wer den Mord in Auftrag gegeben hat.

Ehrlich gesagt, ist mir das egal.

Damals im Sommer, als ich auf Sascha wartete, erwartete ich einen eleganten Gentleman: schließlich lebte er schon das dritte Jahr in London und, wie es hieß, unter der Obhut des Magnaten Beresowskij. Deswegen hatte ich bestimmte Vorstellungen von seinem Status. Zu sehen bekam ich einen Typen wie von der Moskauer Straße: in der typischen türkischen Lederjacke, in typischen Jeans und typischen billigen Adidas... Wir gingen im Hyde Park spazieren, weil wir dort nicht fürchten mussten, abgehört zu werden.

Auf seiner Beerdigung war ich nicht.

Alexander Litwinenko war ein ehemaliger Oberstleutnant des FSB. Die englischen Medien nennen ihn störrisch einen „Spion“. Litwinenko war kein Spion, er war Ermittlungsoffizier einer Spezialeinheit des KGB, die sogar in den Strukturen der Lubjanka konspirativ arbeitete und gegen das organisierte Verbrechen ermittelte.

Am 27. Dezember 1997 bekam er von seinem unmittelbaren Vorgesetzten den Auftrag, gemeinsam mit einigen Mitarbeitern Boris Beresowskij zu töten. Der Magnat (und Mathematik-Professor) war zu jener Zeit stellvertretender Sekretär des nationalen Sicherheitsrats von Russland und Duma-Abgeordneter. Dazu war er so etwas wie ein Freund des Hauses von Präsident Jelzin. Bisher war Litwinenko vor allem mit der Befreiung von Geiseln befasst, die meist zwecks Lösegelderpressung entführt wurden. Jemanden zu ermorden, hatte er nicht die Absicht.

Den kriminellen Befehl versuchte er dem damaligen FSB-Direktor Nikolaj Kowaljow zu melden. Der aber fand keine Zeit für ihn. Also informierte Litwinenko Boris Beresowskij selbst von allem. Als die Vorgesetzten davon erfuhren, kam es zum Gegenangriff. Es hagelte Artikel, die ihn des Mordes, Diebstahls und Raubüberfalls beschuldigten. Er wurde beschattet und abgehört. Er forderte die öffentliche Richtigstellung der Lügen Die Chefs lehnten das ab. Litwinenko beschloss, sich selbst zu verteidigen.

Am Abends des 18. November 1998 rieb sich das Volk verwundert die Augen. Das Fernsehen zeigte FSB-Funktionäre an einem Konferenztisch (einer davon maskiert, nur die Augen konnte man sehen), die von kriminellen Befehlen berichteten, die sie nicht ausführen wollten. Auch von dem Befehl zur Liquidierung Beresowskijs war die Rede. „Wir wollten,“ sagte Litwinenko später, „dass die Menschen verstehen, was da vor sich ging, dass man protestieren musste, dass der Totalitarismus wieder im Anmarsch war.“

Der Schock war groß, aber dabei blieb es auch. Die Leute zuckten, wie üblich, mit den Schultern. Die FSB-Chefs versprachen, die „Aufrührer wie junge Hunde zu erwürgen“.

Litwinenko wurde am 25. März 1999 verhaftet. Nacht achtmonatiger Haft wurde er frei gesprochen und auf der Stelle, noch im Gerichtssaal wegen eines anderen Paragraphen erneut verhaftet, festgesetzt, und wieder entlassen. Eines Tages warnte man ihn, dass ihm erneut die Verhaftung drohe.

Er floh. Er besaß keinen Reisepass, musste also zunächst in einen anderen GUS-Staat ausreisen (dazu genügte der Personalausweis). Dort versorgten Freunde ihn mit falschen Papieren. Er fuhr in die Türkei. Seine Frau und sein Sohn kamen nach. Sie flogen nach London und vertrauten sich den Einwanderungsbehörden an. Von Anfang an wurden sie von Beresowskij unterstützt. Litwinenko veröffentlichte ein Buch, dann noch eins, über die kriminelle Gruppierung in der Lubjanka, in dem er detailliert die Verbindungen des FSB mit der Mafia beschrieb, Namen von höchsten Vertretern der heute Regierenden erwähnte und ihre Verbindungen mit kriminellen Organisationen darlegte.

Im Herbst 2006 wurden, einer nach dem anderen, die bekanntesten Demaskierer von Präsident Putin ermordet. Warum Anna Politkowskaja im Oktober, Alexander Litwinenko im November? Warum gerade zu einer Zeit, als beide ihre schwersten Anschuldigungen längst veröffentlicht hatten? Die Kommentatoren grübeln, ob die Verbrechen im Auftrag des Kremlherren, oder gegen ihn, begangen wurden. Ob sie die Welt durch die Grausamkeit der vom Kreml verhängten Strafe in Schrecken versetzen sollten, oder um dessen Schwäche gegenüber mächtigen Gegnern aufzuzeigen, die vor nichts zurückschrecken, wenn sie den Kreml nur öffentlich diffamieren konnten?

So oder so – am schwersten belastet die Politiker heute das Bewusstsein, dass die Macht des Kreml mit Verbrechen in Zusammenhang steht und dass sie mit einer solchen Macht paktieren müssen.

Damals im Hyde Park gab mir Litwinenko die Telefonnummer von Michal Trepaschkin, einem ehemaligen FSB-Funktionär und heutigen Rechtsanwalt. Auch er nahm an der denkwürdigen Fernsehkonferenz teil. Später ermittelte er in der Sache der gesprengten Häuser in Moskau. Ich höre noch heute Sascha mit Nachdruck sagen: „Ruf unbedingt Mischa an. Das ist am wichtigsten. Er weiß fast alles.“

Ich wählte die Nummer nicht sofort. Immer wieder kam etwas dazwischen, andere wichtige Dinge, ich erreichte ihn nicht, war selbst krank... Erst Anfang Oktober 2003 hörte ich am anderen Ende der Leitung eine männliche Stimme, ebenso atemlos und hustend wie meine. „Michal, entschuldigen Sie, leiden Sie auch an Asthma?“ – „Ja.“ Wir lachten. So begann unsere Bekanntschaft. Wir verabredeten uns ein Dutzend Mal telefonisch und verschoben die Termine immer wieder. Endlich machten wir fest: Der Abend des 22. Oktober. Bei mir. Meine Wohnung lag an seinem Weg aus Dmitrow, wo er an diesem Tag hinfahren wollte. Ein Klient, der immer wieder seine Termine änderte, hatte ihn gerufen.

Wir sahen uns damals nicht und... werden uns auch wohl nie wieder sehen.

Warum? Weil die Maschinerie zur Vernichtung allzu eifriger Sucher nach der Wahrheit über die Septembertragödie von 1999 ohne Unterlass arbeitet. Und ohne Gnade.

Zur Mittagszeit des 22. Oktober 2003, kurz vor dem Prozess, bei dem Trepaschkin die von ihm gesammelten Beweise für die Beteiligung des FSB an den Terroranschlägen im September 1999 vorlegen sollte, war Folgendes geschehen.

Aus einem Brief Michail Trepaschkins an die „Novye Izvestija“, der einige Tage später, am 27. Oktober 2003, übergeben wurde:

„Am 22. Oktober 2003 wurde ich Opfer einer brutalen Provokation. Bei Kilometer 47 der Strecke von Dmitrow, an einem Kontrollposten der Verkehrspolizei, warteten mindestens sieben Verkehrspolizisten, mehrere Zivile und ein Fahrzeug mit Zeugen auf mich.

Mein Fahrzeug wurde aus einem breiten Strom von Fahrzeugen heraus gewunken, die in Richtung Moskau fuhren. Ich befuhr den äußersten linken Fahrstreifen, am weitesten vom Kontrollposten entfernt. Bei der Durchsuchung meines Fahrzeugs, als ich mich bückte, um die Rückbank herunterzulassen (unter der sich nichts befand), zog ein Milizbeamter, wobei er den Zeugen die Sicht versperrte, ein kleines Paket aus seiner Miliztasche und versuchte, es unter die Rückbank zu werfen. Es gelang mir, den Sitz herunterzulassen, und das Päckchen landete oben drauf. Ich ergriff es, gab es dem Milizianten zurück und sagte: „Es reicht mit den Unverschämtheiten. Das gehört nicht mir, nimm es zurück.“

Der nahm das Päckchen, öffnete es, holte eine Pistole heraus, nahm die Munition heraus und sagte: „Das ist eine IZ-Pistole“. Sie ließen mich nicht einmal sehen, was noch in dem Päckchen war. Danach liefen die Milizbeamten und ihre Zeugen in die Kontrollstelle. Ich hörte sie streiten, was man eintragen solle: eine Pistole PM oder eine Pistole IZ. Also waren zwei Pistolen vorbereitet worden, und jetzt entschieden sie, welche sie mir zuschreiben wollten. Was konkret bei mir „gefunden“ worden war, weiß ich nicht, man hat mir nichts gesagt. Die Milizianten und Zeugen unterschrieben eine Erklärung, dass man bei mir eine IZ-Pistole gefunden habe.

Die Untersuchungsrichterin, die kurz darauf eintraf, Tatjana Iwanowna Zakrajec, wurde sehr ärgerlich: „Euch kann man überhaupt keine Aufträge geben. Die Pistole hat jeder nach Belieben angetatscht!“ Es war klar, dass beide Pistolen schon zuvor auf die Kontrollstelle gebracht und den beiden Milizianten gegeben worden war, um sie mir unterzuschieben – je nach Möglichkeit. Aber während sie auf mich warteten, hatten sie ihre Fingerabdrücke auf den Pistolen hinterlassen. Ich schrieb sofort einen Antrag, dem Milizianten, der mir die Waffe untergeschoben hatte, Fingerabdrücke abzunehmen. Dieser Antrag wurde abgelehnt mit der Begründung, auf der Pistole hätten sich überhaupt keine Fingerabdrücke befunden.“

Fügen wir hinzu, dass neben Trepaschkin jener Klient in dem Auto saß, der ihn um einen Besuch außerhalb Moskaus gebeten hatte. Das Fahrzeug gehörte auch gar nicht Trepaschkin. Die Strafanzeige lautete auf die Mitführung einer Schusswaffe. Aber weder der Beifahrer noch der Fahrzeughalter wurden je dazu befragt oder vorgeladen. Abgesehen davon funktioniert die russische Rechtsprechung präzis und rasch.

Trepaschkin war am Mittwoch verhaftet worden. Am Montag, dem 27. Oktober, befand das Bezirksgericht von Dmitrow (des Ortes, an dem er festgenommen wurde) die Verhaftung für rechtmäßig.
[...]

Was hatte Michail Trepaschkin bei seinen Ermittlungen festgestellt, das so bedrohlich für die Machthaber war?

Kurz nach den Explosionen wurde im Fernsehen das Phantombild eines Mannes gezeigt, der – so sagte man – höchstwahrscheinlich der Urheber und Organisator der Terroranschläge in Moskau gewesen sei. Sein Name sollte Atschimetz Gotschijajew sein. Es wurde behauptet, dass er die Keller in den Häusern angemietet habe, die später in die Luft geflogen seien. Atschimetz Gotschijajew war kein Tschetschene, sondern Karatschajer und stammte aus dem (so wie Tschetschenien) im nördlichen Kaukasus gelegenen Karatschai-Tscherkessien. Alles deutete darauf hin, dass ihm in diesem Drama die Rolle des Sündenbocks zugedacht war.

Und das kam so:

“Man zeigte mir auf der Dienststelle das Foto eines Mannes. Man sagte mir, das sei Gotschijajew, und ich hätte ihm den Keller vermietet. Ich erwiderte, dass ich diesen Mann nie im Leben gesehen habe. Aber man legte mir hartnäckig ans Herz, ihn zu erkennen. Ich begriff, stritt mich nicht länger mit ihnen und unterschrieb, was ich unterschreiben sollte. Aber das ist überhaupt nicht der Mann, dem ich den Keller vermietet habe.“ – Dies erklärte Mark Blumenfeld, Geschäftsmann und Besitzer der Räume in dem Haus in der Guraniowa-Straße, den Journalisten der „Moskovskie Novosti“ auf Band.


Trepaschkin stieß bei seinen Ermittlungen zu den Anschlägen in Moskau in den Akten auf die Fotografie eines Bekannten – Wladimir Romanowitsch, der seit langem FSB-Agent war und einen Ausweis auf den Namen einer nicht mehr lebenden Person benutzte. Auf die Frage, ob er diesen Menschen kenne, antwortete Blumenfeld ohne Zögern, das sei der Mann, der bei ihm den Keller in der Gurianowa-Straße angemietet habe. Trepaschkin unterrichtete seine ehemaligen Chefs vom FSB von seiner Entdeckung. An den Folgen hat er bis heute zu tragen. Romanowitsch starb ein halbes Jahr später bei einem Verkehrsunfall auf Zypern, wo er seinen Urlaub verbrachte.

Michail Trepaschkin ermittelte im Auftrag von Tatjana Morozova-Weit, der in den USA lebenden Tochter einer Frau, die in der Gurianowa-Straße ums Leben gekommen war. Die Geschichte dieser Untersuchung verfilmte der russische Regisseur Andrej Nekrassow. Auf diese Weise entstand der inzwischen auf der ganzen Welt bekannte Film Nedowerije (Das Misstrauen). Dort tritt David Sattler, Professor an einem Institut in Hudson, vormals Korrespondent des „Wall Street Journal“ in Moskau, mit der Behauptung auf, die Sprengstoffanschläge habe der FSB verübt:

„Einige sind der Ansicht, ich hätte nichts bewiesen und hätte auch nichts beweisen können. Ich finde, damit wird unser eigenes, anständiges, angelsächsisches Prinzip der Unschuldsvermutung überstrapaziert. Die Unschuldsvermutung hat den Zweck, das Individuum vor dem Staat zu schützen. Sie gilt aber nicht für den Staat selbst, wenn der im Verdacht steht, Verbrechen gegen sein eigenes Volk begangen zu haben.“

Und was sagt der Staat in Person seines Hauptvertreters dazu?

„Was?! Wir sollen unsere eigenen Häuser gesprengt haben? Na, wissen Sie... Unsinn! Völliger Quatsch! Es gibt in den russischen Geheimdiensten keine Leute, die fähig wären, ein solches Verbrechen gegen ihr eigenes Volk zu verüben. Schon die Vermutung als solche ist amoralisch und im Grunde nichts anderes als ein Element des Informationskrieges gegen Russland“, sagte Wladimir Putin Journalisten, die das Interview mit ihm in dem Buch Ot pervogo lica (Dt. Aus erster Hand) veröffentlichten.

Betrachten wir diesen „Unsinn“ also noch einmal genauer und bewerten wir  dieses erneute, bösartige „Element des Informationskrieges gegen Russland.“




[1] GRU = Glavnoe razvedyvatel’noe upravlenie – Militärischer Nachrichtendienst. Anm. O.K.